Social Media Recruiting oder Social Recruiting nennt man die gezielte Suche nach potentiellen Mitarbeitern über die sozialen Netzwerke. Die Social Media haben nicht nur eine wachsende Bedeutung für die Unternehmenskommunikation, sondern auch für das Personalmarketing. Aber eine neue Methode erfordert auch eine neue Strategie, eine Social Media Recruiting Strategie. Dazu gehören vor allem die richtigen Inhalte, die richtigen Kanäle und das gezielte Seeding der Jobangebote über viele verschiedene Social Media Kanäle hinweg.
Status Quo zum Social Media Recruiting in Zahlen
Die klassische Bewerbersuche läuft auch heute immer noch über das Schalten von Stellenanzeigen. Nicht nur Jobportale, sondern auch die Social Media Netzwerke, allen voran XING und LinkedIn, bieten Unternehmen und Personalmanagern die Möglichkeit, über das Schalten von Stellenanzeigen geeignete Bewerber auf den Plattformen anzusprechen.
Laut einer Social Media Recruiting Studie von Online-Recruiting.net nutzen die meisten Unternehmen (92%) Jobportale für die Mitarbeitersuche und auch 87% nutzen eigene Karriereseiten, aber nur 45% nutzen Social Media Job Postings.
Während 62% der Unternehmen regelmäßig oder gelegentlich Jobangebote auf ihrem XING Unternehmensprofil veröffentlichen, sind es bei Facebook nur 31% und selbst bei LinkedIn nur 29% und bei Google nur 13% der Unternehmen. Andere Netzwerke wie Pinterest (3%) werden so gut wie gar nicht für die Bewerber-Akquise genutzt.
Doch das Schalten und Veröffentlichen von Stellenanzeigen und Jobangeboten auf den sozialen Netzwerken alleine ist noch kein Social Recruiting. Im Vergleich zu klassischen Stellenanzeigen auf Jobbörsen definiert sich das Social Media Recruiting durch den direkten Kontakt und Dialog. Um von der viralen Streukraft der sozialen Plattformen zu profitieren, gilt es, die Social Media Kanäle aktiv zu nutzen. Über den Corporate Blog und die sozialen Netzwerke können Interessenten sofort auf eine Stellenanzeige oder ein Jobangebot reagieren und Rückfragen stellen. Umgekehrt stellt das Social Recruiting diese Anforderungen auch an das Personalmarketing. Personalmanager können, müssen aber auch zeitnah auf Reaktionen und Anfragen der Bewerber reagieren. Doch nicht nur der Kontakt, sondern auch die Anforderungen an die Inhalte der Stellenausschreibungen ändern sich.
Content is King – auch im Personalmarketing
Die sozialen Medien haben die Unternehmenskommunikation nachhaltig verändert. Anstelle von klassischem Werbegetöse fordern die emanzipierten Medienbürger des Social Webs heute von Unternehmen, sich noch viel näher am Nutzen und Dialog der User zu orientieren und ihre Inhalte und Themen entsprechend auszurichten. Das gleiche gilt auch für das Social Recruiting. Nicht nur Kunden, sondern auch potentielle Mitarbeiter lassen sich heute besser über Inhalte erreichen, die über die klassische Stellenanzeige hinausgehen. Spannende Jobbeschreibungen, interessante Geschichten aus dem Unternehmensalltag, Bilder und Videos generieren mehr Aufmerksamkeit und bieten eine höhere Motivation für Stellensuchende und Interessenten, sich mit einem potentiellen Arbeitgeber zu beschäftigen. Gerade visuelle Elemente sind in den Social Media besonders wichtig.
Anders als auf Jobbörsen und in Business Netzwerken wie XING und LinkedIn sind die Nutzer von sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Google+, Instagram, Pinterest, YouTube oder SnapChat überwiegend privat aktiv. Die Herausforderung für das Personalmarketing besteht darin, mit interessanten Beiträgen die Aufmerksamkeit von potentiellen Kandidaten auf Arbeitsplatzangebote zu lenken.
Personalmarketing über den Corporate Blog
Bestes Medium für das Content Marketing im Social Recruiting ist der Corporate Blog, denn hier findet bereits der Kundendialog statt. Warum nicht auch der Dialog mit Bewerbern? Schließlich können potentielle Kunden und Kooperationspartner auch potentielle Mitarbeiter sein. Der Corporate Blog bietet dem potentiellen Bewerber eine gute Möglichkeit, sich über die Stellenanzeige hinaus, ein ganz persönliches Bild vom zukünftigen Arbeitgeber zu machen.
Auch lassen sich die Stellenangebote auf dem Corporate Blog viel persönlicher formulieren und mit weiteren Informationen und Links, Bildern und Videos ergänzen. Ein Dialog- oder Bewerbungsformular ermöglicht dem Bewerber, Fragen zu stellen oder sich gleich online zu bewerben.
Der Corporate Blog ist also ein guter Ort, um Jobangebote zu veröffentlichen und Bewerber zu finden. Mit Hilfe von Social Media Tools lassen sich die Recruiting Beiträge vom Blog aus auch über die Social Media Kanäle verbreiten. Das spart vor allem Zeit und Ressourcen.
Social Recruiting über die sozialen Netzwerke
Die Social Media sind die wichtigsten Quellen, um mehr potentielle Bewerber für Ihre Stellenangebote zu finden, zum einen über klassische Stellenanzeigen, zum anderen aber auch über das Teilen (Content Seeding) Ihrer bestehenden Recruiting Beiträge als Job Postings von Ihrer Unternehmenswebsite oder dem Corporate Blog. Durch das Seeding Ihrer bestehenden Recruiting Beiträge bringen Sie die Inhalte Ihrer Karriereseiten direkt in die Social Media und führen interessierte Bewerber zurück auf Ihren Corporate Blog oder Ihre Unternehmenswebsite.
Welche Social Media Netzwerke eignen sich für Personalmarketing im Social Recruiting?
Das Social Media Seeding der Stellenangebote lohnt sich vor allem über die Unternehmenskanäle auf Facebook, Twitter, Google+, Instagram, Pinterest, YouTube, SnapChat oder Reddit. Auf Facebook, Google+ LinkedIn, XING und Reddit stehen nicht nur die Unternehmensprofile und persönlichen Profile zur Verfügung, sondern auch spezielle Focus-Seiten (LinkedIn) sowie zahlreiche Fach- oder Themengruppen, in denen die Beiträge geteilt werden können. Die meisten Gruppen haben Marktplätze für Stellenangebote, in denen die Blogbeiträge gepostet werden können. Die Bilder- und Video Netzwerke sind wichtige Kanäle für die Google Bilder- und Videosuche und erzielen so zusätzliche Suchtreffer in den Suchmaschinen. Auch die Content Netzwerke wie Slidehare oder Scribd sind beliebte Netzwerke für die Themensuche und erzielen eine gute Sichtbarkeit in den Suchmaschinen. Auch Social Bookmark Dienste wie Delicious oder Digg bieten eine gute Möglichkeit, Recruiting Beiträge mit Keywords zu verlinken.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Kanäle Sie nutzen, desto mehr potentielle Bewerber können Sie erreichen und desto mehr Touchpoints bauen Sie in den sozialen Netzwerken auf. Natürlich sollten Sie die Kanäle für Ihre Zielgruppen passend auswählen. Die Auswahl der Kommunikationskanäle, der Inhalte und der gezielten Ansprache ergibt sich in erster Linie aus der Zielgruppenspezifizierung und den Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Netzwerke.
Multiposting und Crossposting auf Jobportalen und Social Media Netzwerken
Das Multiposting von Stellenanzeigen auf verschiedenen Jobportalen ist gängige Strategie im Personalmarketing. Beim Multiposting wird ein Stellenangebot automatisiert auf verschiedenen Jobportalen veröffentlicht. Solche Möglichkeiten gibt es natürlich auch im Social Recruiting. Social Media Tools ermöglichen eine automatisierte Verteilung von Social Job Postings auf den verschiedenen Social Media Kanälen (Social Media Crossposting). Für eine gezielte und aktive Ansprache von potentiellen Bewerbern in den Sozialen Netzwerken reicht es jedoch nicht aus, die Beiträge einfach nur kommentarlos zu teilen.
Cross Social Media Recruiting Strategien für das Personalmarketing
Jedes Social Network bietet unterschiedliche Optionen, die Recruiting Beiträge zu präsentieren und zu bewerben. Für eine erfolgreiche Cross Social Media Marketing Strategie ist es wichtig, die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der einzelnen Plattformen und Communities zu berücksichtigen. Vor allem in Social Media Gruppen gibt es sehr spezifische Regeln für die Ausrichtung und Inhalte der Social Media Posts.
Bei allen Netzwerken gibt es unterschiedlich lange Kommentarfelder für die Einführung und Präsentation Ihres Beitrags. Auch stellen die Netzwerke unterschiedliche Anforderungen an die Bildgrößen. Bei Twitter und Instagram sind Hashtags extrem wichtig, bei Facebook und Linkedin eher nicht. Facebook User präferieren kurze Kommentare, bei Google+ funktionieren auch längere Einführungen zu Ihrem Beitrag. Bei LinkedIn und Xing, sowie auf den Business Pages sollte die Sprache eher formlich sein, bei Twitter, Facebook, Instagram und Pinterest, eher persönlich.
Facebook und Twitter unterscheiden zwischen einem Link Post und einem Bild Post. Bei einem Link Post wird der geteilte Beitrag als Vorschau mit Link zum Post angezeigt. Bei einem Bild Post wird das Bild mit dem Facebook Album verlinkt. Der Link zum Blog kann dann ins Kommentarfeld integriert werden. Beim Bild Posts wird das Bild im Facebook Album gespeichert und bleibt so auf dem Facebook Profil für einen dauerhaften Zugriff auf die Beiträge abrufbar. Bild Posts erzielen häufig eine höhere Reichweite als Link Posts. Testen Sie verschiedene Beitragsvarianten, um die Reichweite zu erhöhen.
Für eine gezielte Social Media Strategie ist es wichtig, die Ausrichtung der Posts und die Zielgruppenansprache im Kommentar für die jeweiligen Optionen der Netzwerke zu optimieren und für die jeweiligen Communities zu variieren.
Und, Social Media ist Echtzeitkommunikation. Wann immer Sie einen Beitrag in den Social Media teilen, erreichen Sie immer nur einen Bruchteil der User, die gerade in dem jeweiligen Kanal unterwegs sind und die sich gerade für dieses Thema interessieren. Daher ist sinnvoll, Ihre Recruiting Beiträge zu unterschiedlichen Zeiten in verschiedenen Netzwerken zu teilen, um eine höhere Reichweite und längere Lebensdauer der Beiträge zu erzielen. Auch macht es Sinn, die Beiträge auf bestimmten Kanälen mit verschiedenen Kommentaren und visuellen Aufhängern mehrfach zu teilen.
Tipps für das Crossposting von Jobangeboten auf den Social Media Kanälen
- Je mehr Kanäle Sie für Ihre Stellenangebote und Recruiting Beiträge nutzen, desto mehr potentielle Bewerber können Sie erreichen.
- Business-Netzwerke: Xing, LinkedIn
- Social Netzworks: Twitter, Facebook, Google+
- Spezielle Zielgruppen-Kanäle: Tumblr, Reddit
- Visuelle Kanäle: YouTube, Pinterest, Instagram, Flickr
- Content Netzwerke: Slideshare, Scribd, Issue
- Social Bookmark Communities: Delicious, Digg, Diigo
- Junge Zielgruppen: Snapchat, WhatsApp
- Teilen Sie Ihren Beitrag zeitversetzt auf persönlichen Profilen und auf Ihren Business oder Fokus-Seiten.
- Gestalten Sie Ihre Kommentare zum Beitrag persönlich und individuell auf das jeweilige Netzwerk abgestimmt:
- Stellen Sie eine bestimmte Aufgabe oder Anforderung aus dem Jobprofil heraus, z.B. “Du bist Social Media Profi und suchst eine neue Herausforderung?”
- Fragen und persönliche Kommentare erzielen die meiste Interaktion, z.B. “Langeweile im Job?”
- Stimmen Sie Ihre Ansprache auf die Tonalität des jeweiligen Netzwerks und der jeweiligen Community ab (Du oder Sie, förmlich oder cool)
- Nutzen Sie wichtige Keywords als #Hashtags vor allem bei Twitter, Google+, Instagram, Pinterest und Flickr
- Teilen Sie Ihren Beitrag an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Zeiten in ausgewählten Gruppen.
- Variieren Sie dabei die Kommentare je nach Gruppe, Gruppenregel und thematischer Ausrichtung der Gruppe.
- Teilen Sie Ihren Beitrag durchaus mehrfach als Statusmeldung auf Profilen, aber nicht auf Seiten oder in Gruppen.
- Nutzen Sie für das wiederholte Posten verschiedene Beitragsbilder als Aufhänger und verschiedene Kommentare, um die Ansprache zu variieren.
- Beachten Sie die besten Zeiten zum Posten auf den jeweiligen Netzwerken.
- Teilen Sie Ihr Stellenangebot auch auf Content Netzwerken, wie Slideshare, Scribd oder Issue.
- Wandeln Sie Ihre Stellenangebote und Recruiting Beiträge in ein pdf-Dokument und laden Sie es bei den Content Netzwerken hoch.
- Ergänzen Sie weitere passende Dokumente, wie Whitepapers, Präsentationen und verknüpfen Sie diese mit Ihrem Stellenangebot.
- Nutzen Sie die Bilder-Netzwerke wie Pinterest, Instagram und Flickr für Ihre Stellenausschreibung. Bilder haben einen enormen SEO Effekt auch für die Bildersuche bei Google. Posten Sie Ihre im Recruiting Beitrag verwendeten Bilder und Grafiken und verknüpfen Sie diese mit Ihrem Beitrag. So können Sie jeweils unterschiedliche visuelle Aufhänger nutzen, um Ihren Beitrag zu teilen. Teilen Sie Ihre Bilder an unterschiedlichen Tagen und zu anderen Zeiten, um mehr User zu erreichen und die Lebensdauer Ihrer Postings zu verlängern.
- Verknüpfen Sie Ihre Bilder jeweils mit einem Link auf Ihren Blogbeitrag. Bei Instagram wird der Link zwar nicht aktiviert, sollte aber trotzdem im Kommentar eingefügt sein.
- Hashtags sorgen bei allen 3 Bilder-Netzwerken für die Zuordnung und Auffindbarkeit der Bilder zu bestimmten Keywords.
Weitere Tipps und Informationen: Checkliste für die Cross Social Media Strategie
Fazit
Eine Social Recruiting Strategie bietet enorme Chancen für das Personalmarketing 2.0, um mehr potentielle Bewerber zu erreichen, als über klassische Stellenanzeigen. Eine interessante Aufbereitung und Einbindung der Jobangebote in eine Content Marketing Strategie sorgt für eine persönlichere und mehrwertige Ansprache der Bewerber.
Die sozialen Netzwerke bieten vielfältige Möglichkeiten der Präsentation und Bewerbung von Jobangeboten über Profile, Business Seiten und Gruppen der Netzwerke. Doch jedes Netzwerk ist anders und bietet unterschiedliche Optionen für die Präsentation der Jobangebote. Kommentare, Formate und Zeiten, sollten an die jeweiligen Optionen der Netzwerke angepasst sein, um mehr Reichweite und Sichtbarkeit zu erzielen.
Social Media Tools helfen, das Crossposting der Jobangebote über die verschiedenen sozialen Netzwerke automatisiert zu unterstützen. Die eingesetzten Social Media Automatisierungstools und Plugins sollten jedoch auch individuelle Anpassungen an das jeweils beste Format und unterschiedliche Zeiten für die Planung der Postings in den verschiedenen Netzwerken und Communities ermöglichen.
Tools für die Social Media Recruiting und Social Seeding Strategie
- Blog2Social: Social Media Automatisierung für Blogs: Crossposting und Planen von Blogbeiträgen auf Social Media
- Blog2Social WebApp: Social Media Automatisierung: Planung und Crossposting von Beiträgen, Bildern, Videos und Dokumenten auf Social Media
- HR-Gateway: Automatisierte Veröffentlichung von Stellenanzeigen auf kostenlosen Job-Portalen
- PR-Gateway: Automatisierte Verbreitung von Unternehmensnews und Beiträgen auf Fach- und Themenportalen, Presseportalen und Social Media
Ein sehr interessanter Beitrag! Sie vermitteln anschaulich auf welche Weisen man das Social Media Recruiting seiner Firma effektiver machen kann.
Da ich momentan an meiner Master-Arbeit im Gebiet HR Management arbeite hat mir der Artikel weitergeholfen. Vielen Dank dafür!
Haben Sie konkrete Beispiele für Unternehmen bei denen Social Media Recruiting funktioniert und eventuell noch wie hoch der Prozentsatz der über Social Media rekrutierten war?
Viele Informationen über Social Media Strategien habe ich auch von der index Agentur erhalten.
https://agentur.index.de/social-media/social-media-strategie/
Ich freue mich auf Ihre nächsten Blogs!
MfG Monika
Hallo Frau Burgstall (von Monika zu Monika),
es freut mich sehr, dass Ihnen unser Thema Social Media Recruiting gefällt. Die gewünschten Zahlen und Information kann ich Ihnen Ende des Jahres liefern, wir arbeiten derzeit an einem Projekt. Vermutlich nützt Ihnen das für Ihre Masterarbeit nichts mehr. Da wir aber Ihr Thema so spannend finden, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Masterarbeit nach Fertigstellung zukommen lassen könnten. Wäre das möglich? Danke für den interessanten Link zu index.de.
Ich gebe mal Ihre Frage weiter an unsere Leser: Wer kennt Beispiele von Unternehmen, in denen Social Media Recruiting stattfindet und wie sind Ihre Erfahrungen?
Herzlichst Monika Zehmisch, Adenion GmbH – und natürlich ganz viel Erfolg für Ihre Masterarbeit.
Das Recruiting über Social Media Kanäle finde ich sehr gut und auch im Zeitalter des Fachkräftemangels sehr wichtig. Leider haben viele Unternehmen häufig keine Mitarbeiter, die sich darum kümmern können oder die Ahnung davon haben. Häufig hapert es hier aber schon an einer vernünftigen Karrieseite. Viel zu tun also im Land der Mittelständler.